Si kao (chin.)
(sich über etwas ausführliche Gedanken machen)
In dieser Rubrik findet ihr interessante Artikel zu Tang Lang Quan, Tradition, Selbstverteidigung etc.
„Konfuzius hat gesagt:
Lernen ohne Denken führt zu Oberflächlichkeit, ebenso wie Denken ohne zu lernen ins Leere führt.
Wahre Kampfkunst zu praktizieren setzt nicht nur das körperliche Training, sondern auch die geistige Auseinandersetzung voraus. Nur wenn man ihren echten Sinn erfasst, kann man sie beherrschen.“
Pan Ji Ren
Leiter des Stadtarchivs Qingdao
Frühling 2005
(Vorwort aus „Si kao Tang Lang“ von Yu Bin und Tim Otte)
Kampfkunst und Tradition
oder
Warum an ein chinesisches Schwert ein Tessel gehört
Unlängst hatte ich eine kurze Diskussion über den Sinn des Tessels (Pommels) am chinesischen Schwert. Es ging darum, dass viele Gong Fu Praktizierende diesen beim Üben oder bei Vorführungen nicht an ihrem Schwert tragen. Meine, zugegeben, schnippische Antwort war: „ Keine Tradition!“ Mein Gegenüber erwiderte: „Ihr immer mit Eurer Tradition. Jeden Tag zu üben und besser zu werden, das ist Tradition.“
Ich habe ausgiebig über diesen Satz nachgedacht. Durch Üben besser zu werden ist sicher ein gutes Ziel, aber wo bleibt dabei der Inhalt, der tiefere Sinn der Kampfkunst?
Eine konfuzianische Weisheit besagt:
Lernen ohne zu denken, ist umsonst;
Denken ohne zu lernen, ist gefährlich.
Nur Beides zusammen hat und ist Tradition der chinesischen Kampfkünste.
Das beständige Üben und Wiederholen auf der einen, aber auch das innige Verstehen und Bewahren der ursprünglichen Idee auf der anderen Seite. Kampfkunst und Tradition sind fest mit einander verbunden.
Wer diese Verbindung lösen will, reduziert sein Handeln auf eine rein sportliche Leistung, in welcher der tiefere Sinn der Kampfkunst verborgen bleibt, da nur die Hälfte gelernt und verstanden wurde.
In den Kampfkünsten geht es in erster Linie um den „richtigen und nie endenden Weg“, die Auseinandersetzung mit dem eigenen „Ich“.
Ohne Auseinadersetzung mit dem historischen Hintergrund, also den Beweggründen, die zur Entwicklung der Kampfkünste geführt haben und ihren geistigen und ethischen Einflüssen, wird dieser Weg nur eine hohle Gasse bleiben. Meine Generation wurde in erster Linie durch Filme und Serien wie „Kung Fu“ auf die chinesischen Kampfkünste aufmerksam.
Natürlich waren wir von den schnellen Tritten und Schlägen und den fremdartigen Kampftechniken fasziniert. Weitaus faszinierender waren aber die Botschaften zwischen diesen Szenen.
Die „Guten“, die so perfekt kämpfen konnten, aber es nicht einsetzen wollten. Die Worte ihrer Lehrer, mit ihren fremdartigen, fast dichterischen Anekdoten, die in knappen Sätzen den Kern der Dinge erfassten. Kurzum, ihre Weisheit.
Doch Weisheit und Selbsterkenntnis kann nicht trainiert werden, sie entsteht aus tiefen Überlegungen.
Die positiven Werte der Kampfkunst wie Friedfertigkeit und Ehrlichkeit können also nur über die Inhalte unterrichtet werden. Nur wenn der Kampfkünstler sich gleichermaßen mit den Werten der Kampfkunst und somit ihrer Tradition befasst, wächst er schließlich über sich selbst und vielleicht auch über andere hinaus.
Man sollte das chinesische Schwert also in seiner Gesamtheit betrachten.
Der Tessel fungiert nicht nur als Gegengewicht, um das Schwert für seinen Benutzer auszubalancieren, sondern soll den Gegner zusätzlich durch Farbe und Bewegung von der Klinge ablenken. Er hat also einen praktischen Sinn, der sich vielleicht nicht auf den ersten Blick erschließen mag.
Genauso verhält es sich mit den Kampfkünsten. Auf den ersten Blick sieht man nur die Technik und das körperliche Training.
Deren tieferer Sinn liegt aber neben Erhalt und Steigerung der Gesundheit in dem Zweck, sich selber zu erkennen, eigene Ängste zu überwinden und das „Nicht-kämpfen-wollen“ zu erlernen.
Shifu Tim Otte
Wan Fu Kung Fu Schule
Vom Meister zum Großmeister
Immer wieder liest man, dass Meister sich plötzlich als Großmeister betiteln und auch plötzlich von Ihren Schülern so angesprochen werden. Das mag heute z.B. in manchen japanischen Kampfsportarten der Fall sein, für die chinesische Kampfkunst gilt dies nicht.
Grundsätzlich ist das hierarchische System im Gong Fu ein Familienstammbaum.
Wurde man Mitglied einer Gong Fu Schule, hieß man „ménshàn“ (einer, der in der Tür steht) oder auch „kèrén“ (Besucher Mensch). Hatte man sich als fleißiger Schüler bewiesen, wurde man fortan als „rùmén dìzǐ“ bezeichnet, was soviel wie „in der Tür Fertigkeit Sohn“ bedeutet.
Langjährige, loyale Schüler nannte man „rù shì dìzǐ“ (hineingehen Hinterzimmer Fertigkeit Sohn). Erst dann sah ein shīfù in seinem „túdì“ (Nachfolge-/Schüler) einen Gefolgsmann.
Für viele moderne Schulen in China und in den westlichen Ländern verhält es sich heutzutage vergleichweise so:
Mit dem Beitritt in eine Gong Fu Schule wird man ein Anfänger-Schüler. Über die Erfahrung und das Gurtsystem wird man schließlich zum Fortgeschrittenen, Schwarzgurt oder Lehrergrad. In manchen traditionellen Schulen werden Schüler, die sich stark für Ihre Schule engagiert haben, zum „túdì“ (Nachfolge-/Schüler) ernannt.
In beiden Fällen bleibt der shīfù (Meister) eines Schülers immer dessen Meister. Als shīyé (Großmeister) bezeichnet man den Meister seines eigenen Meisters, ähnlich wie in einer Familienstruktur Vater und Großvater. Großmeister ist hier also kein weiterer Titel, sondern bezeichnet eine Familienbeziehung.
„Collect them all“
oder
Das Geschäft mit den Gong Fu Formen
Seit einigen Jahren kann man beobachten, dass immer abenteuerlichere Formen, sog. traditionelle Waffen oder sogar Stile auf dem Markt erscheinen. Videos aus China sind in Hülle und Fülle im Internet zu sehen und versprechen „traditionelles“ Gong Fu.
In Hong Kong haben viele Schulen bereits Preislisten ihrer Formen im Schaufenster und in Deutschland brüsten sich Lehrer damit, mehrere hundert Formen gelernt zu haben oder ein halbes Dutzend Stile zu beherrschen.
Leider hat sich bei vielen Gong Fu Betreibenden eine Art Sammelleidenschaft für Formen eingestellt, die sehr weit von dem Grundgedanken des Gong Fu entfernt liegt. Nämlich etwas so lange und intensiv zu üben, bis man wirklich gut darin ist.
Gerade die traditionellen Stile stehen doch für Effektivität und die Schulung des Geistes über ihre Gong Fu - Techniken. Doch perfektionieren kann man nur eine überschaubare Anzahl von Techniken und Formen.
Ohne Vorstoß in die Tiefe des eigenen Gong Fu´s gibt es keine geistige Entwicklung. Ich selber habe in einem Zeitraum von 15 Jahren über 100 Formen „gelernt“. -beherrsche ich sie alle? – Nein. Aus heutiger Sicht hätte ich einen Großteil dieser Energie lieber in die 15 Formen des Tang Lang Quan gesteckt.
Sicherlich ist diese Entwicklung im Gong Fu ein Spiegel der Denkweise unserer Gesellschaft im Allgemeinen, doch den Grundstein hierfür haben leider bereits einige der Pioniere des Gong Fu außerhalb Chinas, sprich ein bis zwei Generationen vor uns gelegt.
Mit dicken Brieftaschen sind sie ins Ursprungsland zum „Formen-Shoppen“ gefahren und dieser Zustand hält in vielen Bereichen bis heute an.
Doch stand am Anfang eines jeden Gong Fu Betreibenden, motiviert von den phantastischen Dingen, die wir von der chinesischen Kampfkunst gesehen und gehört haben, nicht der Wunsch, dieses lernen zu wollen und irgendwann genau so gut zu beherrschen?
China ist ein Land, in dem Geld sehr wichtig für das Ansehen und Einfluss ist, und wer kann es da einem chinesichen Lehrer verdenken, dass er für ein Jahreseinkommen nicht noch mal schnell eine „traditionelle“ Form herbeizaubert, die nun wirklich ganz geheim und ungeheuer alt ist…………
Hier tut sich ein Fass ohne Boden auf und, wenn wir mit auf dieser Welle schwimmen, nur um auf Turnieren mit noch exotischeren Formen zu glänzen oder damit werben zu können, mehr Formen als andere Lehrer „zu beherrschen“, verlieren wir den Anspruch, gutes Gong Fu zu unterrichten.
Um es mit den Worten meines älteren Gong Fu Bruders Yu Bin zu sagen:
„Auf einem Turnier läufst Du eine Form. Bist Du gut, gewinnst Du. Niemand fragt Dich, wie viele Formen Du gelernt hast oder kennst.“
Für den Selbstverteidigungsaspekt bedeutet das: Wenn Du Dich effektiv verteidigen willst, musst Du Deinen Stil und seine Prinzipien verinnerlicht haben und beherrschen.
Hundert Techniken zu kennen, heißt Kennen.
Eine Technik zu können, ist Können.
Schwarzgurte
Vor wenigen Tagen fragte ein Interessent nach einem Probetraining wieder meine Lieblingsfrage: „Wie lange dauert es, bis ich einen Schwarzgurt habe?“
Mir lag wieder meine Lieblingsantwort auf der Zunge: „So lange, wie Du zum nächsten Kampfsportausstatter brauchst, um Dir ein schwarzes Stück Stoff zu kaufen, dass Du Dir um den Bauch wickeln kannst!“
„Schwarzgurt“ in irgendeinem Kampfsport oder einer Kampfkunst zu sein verspricht heute in den Köpfen der meisten Menschen Sicherheit bzw. ein Stück weit „Unbesiegbarkeit“ - Zu einem Kreis von fleißigen Auserwählten zu gehören, die es geschafft haben. Eben etwas, was uns von der Masse der Menschen abhebt.
Schwarzgurt ist zu etwas wie dem „Statussymbol“ der Martial Arts geworden.
Wir alle haben als Kinder und Jugendliche respektvoll mit dem Kopf genickt, wenn uns auf dem Schulhof ein Klassenkamerad zugeraunt hat, dass der Typ da hinten einen Schwarzgurt in Karate oder Judo hätte. Dies war gleichbedeutend mit: „Leg Dich bloß nicht mit dem an!“.
Früher gab es im Gong Fu und anderen Kampfkünsten keine Gurteinteilung. Es gab den Meister und seine Schüler. Die Bezeichnung einiger Schüler sagte etwas über deren Zeit in der Gong Fu Schule und das Vertrauen ihres Meisters in sie aus. Der Gürtel diente beim Training dazu, die Hose zu halten, und wurde durch Schmutz und Abnutzung immer dunkler. War der Schüler fleißig, wurde er gut und erntete den Respekt seines Meisters und der anderen Schüler.
Die Einteilung in Gurtfarben, wie wir sie kennen, ist eher eine moderne Erfindung aus Japan. Nachdem aus Kriegskünsten dort Künste zur Selbstvervollkommnung oder Kampfsportarten mit Regeln wurden, musste für den sportlichen Vergleich eine Einteilung geschaffen werden. Entsprechend der Verfärbung durch die Dauer des Tragens werden die Farben von gelb bis schwarz also immer dunkler.
Der Schwarzgurt steht in unseren Köpfen für ein hohes Niveau seines Trägers in den Kampfkünsten bzw. Kampfsportarten.
Dies haben leider auch einige falsche Schulen und Firmen erkannt und verfälschen die Leistung, die so viele Schwarzgurtträger mit unermüdlichem Fleiß, Schweiß und eigenem Blut erbracht haben.
Ein Beispiel:
Ein bekannter Hersteller von Kampfsportartikeln hat in den 90er Jahren ein Selbstverteidigungs-System entwickelt, in dem pro Wochenendseminar ein Gurt „gemacht“ wurde. Teilnehmer mit etwas Vorbildung konnten sogar mehrere Gurte an einem Wochenende absolvieren. D.h. in 4-6 Wochenenden zum Schwarzgurt!
Zum Vergleich:
In unserem Tang Lang Quan und in vielen anderen Systemen dauert die Ausbildung zum Schwarzgurt bei fleißigem Training ca. 8-10 Jahre.
Schwarzgurt zu sein, muss also heute nicht zwingend etwas über das Niveau seines Trägers in Selbstverteidigung oder Kampf aussagen.
Der Fokus des Schülers sollte also nicht auf dem Schwarzgurt als Ziel, sondern auf Standard und Inhalt der Ausbildung liegen.
Ein weiteres Beispiel:
Auf einer WM in Singapur hörte ich, wie einem Teilnehmer einer anderen Gong Fu Schule aus Deutschland sein 2. oder 3. Schwarzgurt verliehen wurde. Aufgrund seines jungen Alters fragte ich, warum ich ihn nie auf nationalen und internationalen Turnieren kämpfen gesehen habe, obwohl ich augenscheinlich schon seit Beginn seiner Ausbildung auf vielen Turnieren als Schiedsrichter gearbeitet hatte.
Seine überraschende Antwort als Schwarzgurt einer Kampfkunstschule war: „Kämpfen ist nicht so mein Ding!“
In diesem Fall muss man sich die Frage stellen, wie jemand in einer Kampfkunst einen höheren Gurt erlangen kann, obwohl er sich nicht traut, zu kämpfen.
Taolu (Gong Fu), Kata (Karate) oder Pomse (Taekwondo), sind eine Aneinanderreihung von Techniken des jeweiligen Stils. In den Kampfkünsten dienten sie dazu, Techniken auch ohne Trainingspartner zu üben und zu vertiefen.
Sie machen also nur einen kleinen Teilbereich der Kampfkunst aus. Um sie wirklich zur Verteidigung zu beherrschen, müssen sie sowohl als abgesprochene Anwendung am Partner 100-fach geübt und im Freikampf aus verschiedensten Situationen probiert werden.
Schwarzgurte einer guten, traditionellen Kampfkunstschule werden also immer sowohl Taolus, deren Anwendungen und Freikampf erlernt haben.
Waffen in der chinesischen Kampf- und Kriegskunst
Chinesische Waffen allgemein
Waffen wurden im Gong Fu in der Regel immer in ein bereits existierendes waffenloses System integriert. D. h. neben Art der verwendeten Waffen wurde ihr Einsatz an die Prinzipien und Schrittarbeit des Systems angepasst. Daher gibt es Systeme, die nur einige „passende“ Waffen verwenden oder sich verstärkt auf wenige Waffen spezialisiert haben.
Neben der Einteilung in Lang-, Kurz- und flexible Waffen, wie sie z.B. auf Turnieren verwendet wird, existiert noch eine weitere Einteilung in Militärwaffen, Alltagswerkzeuge und „fremde“ Waffen, die Auskunft über Entstehung und Vorkommen verschiedener Waffen gibt.
Weiterhin wird gelegentlich noch die Kategorie der „geheimen Waffen“ wie Wurfpfeile, Reizpunktnagel etc. verwendet.
Militärwaffen
Die häufigsten „echten“ Armeewaffen waren Speer und Säbel. Neben der Herstellung war die Vermittlung grundlegender Techniken mit diesen Waffen relativ einfach. Eine weitere Gattung der Militärwaffen sind die Schaftsäbel (Hellebarden).
Schwerter waren den höheren Militärs gestattet und eher selten, da alleine die Herstellung eines Schwertes einen erheblichen Aufwand bedeutete. Obwohl sich diese traditionellen chinesischen Waffen den Strategien der Kriegsführung durch leichte Variationen in den verschiedenen Epochen immer wieder angepasst haben, bildeten sie bis ins späte neunzehnte Jahrhundert neben Armbrust und Bogen den Großteil der Militärwaffen.
Trotz der Tatsache, dass Schwarzpulver in China schon sehr früh bekannt war, verlor der Einsatz traditioneller Waffen erst durch den verstärkten Kontakt mit westlichen Feuerwaffen zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts für die chinesische Kriegsführung an Bedeutung.
Aufgrund dieser „waffentechnischen Spätentwicklung“ in China, ist die Kenntnis vom Umgang mit diesen Waffen in Gegensatz zur westlichen Kultur noch zum großen Teil bekannt und ist noch Heute wichtiges Element der chinesischen Kampfkunst und Kultur.
Alltagswerkzeuge: Bauern- und Jagdwaffen
Neben Verteidigungstechniken mit einfachen Alltagsgegenständen wie Holzbank, Fächer oder Gehstock, wurden auch Werkzeuge und Jagdwaffen im Krieg oder z.B. zur Verteidigung gegen japanische Piraten eingesetzt. Bei der Rekrutierung von Bauernarmeen ist es naheliegend, dass diese eigene Werkzeuge zum Kampf mitbrachten, mit deren Umgang sie durch die Arbeit geübt waren. Einige dieser „Bauernwaffen“ wurden für den Kriegseinsatz modifiziert oder fast unverändert als Kriegswaffen übernommen.
Beispiele für diese Waffen sind z.B. Sichel, Tonfa (unterer Teil einer Sense), Chakku (oberer Teil eines Dreschflegels), Dreschflegel, Tigergabel, Mönchspaten und Harken.
„Fremde“ Waffen im Gong Fu
Gelegentlich finden sich in einigen Gong Fu-Stilen Waffen, die nicht aus dem chinesischen Kulturkreis stammen. Aufschluss über ihren Weg in die chinesische Kampfkunst gibt hier z.B. Kai Filipiak in seinem Buch „Die chinesische Kampfkunst- Spiegel und Element traditioneller chinesischer Kultur:
„Japanische Waffen waren schon in der Song-Zeit in China bekannt. Während der Ming-Zeit erhielten verschiedene Kaiser japanische Tributgeschenke in Form von Waffen. ….Japanische Waffen wurden in China auf Grund ihrer hervorragenden Qualität sehr geschätzt.“
Ausgehend von der Überlegung, dass eine hochwertige Waffe die Verteidigungsmöglichkeiten erheblich verbesserte, wurde sicher auch der Umgang mit solchen Geschenken und sogenannten Beutewaffen trainiert.
Beispiele für solche Waffen, die sich in verschiedenen Gong Fu- Stilen finden sind z.B. Sai-Gabel, japanische (Katana) und europäische Säbel.
Zeitlinie
Ca. 500 v. Chr.
-schreibt General Sun Tsu für seinen Kaiser ein Buch über die Kunst des Krieges
160-219 n. Chr.
Guan Yu lebt zur Zeit der Drei Reiche
495 n. Chr.
Gründung des Shaolin Klosters (Wei Dynastie)
527 n. Chr.
Ankunft Bodhidharma / erster Patriarch des Chan (Zen) Buddhismus
728 n. Chr.
Shaolin entsendet 13 Kampfmönche um den König der Tang Dynastie zu schützen
(historisch belegt)
1368-1644 n. Chr. Ming Dynastie
„Blütezeit der Kampfkunst“
Shaolin unterhält teilweise bis zu 2500 Kampfmönche
►Wang Lang entwickelt das Tang Lang System
1644-1911 n. Chr. Qing Dynastie
Shaolin wird mehrfach zerstört, zuletzt 1928
Erster Opiumkrieg, 1839–1842
Zweiter Opiumkrieg, 1856–1860
Erster Sino-Japanischer Krieg 1894-1895
Boxeraufstand, 1900
1912-1949 n. Chr. Republik China
20.02.1929 ►Zhang Wan Fu wird geboren (ϯ30.03.2012)
Zweiter Sino-Japanischer Krieg 1937-1945
Seit 1949
Volksrepublik China
Traditionelles Gong Fu oder modernes Wushu
-Versuch einer Gegenüberstellung-
Im Bezug auf chinesische Kampfkunst wird für die moderne, rein sportliche Variante heute überwiegend der Begriff Wushu verwendet.
In seiner Übersetzung bezeichnet Wushu allerdings die Kriegskunst oder –methode. Diese Bezeichnung ist eher verwirrend, denn auch die moderne Kriegsführung würde unter diesen Begriff fallen. Wushu ist hier also eher als Oberbegriff zu verstehen.
Weiterhin steht beim Sport in erster Linie der Wettkampf bzw. der sportliche Vergleich im Vordergrund. Sportliche Wettkämpfe haben Regeln und siegen kann nur der, der sich innerhalb dieses Reglements bewegt.
Moderne Kampfkunst besitzt in China oft auch die Bezeichnung Huafa – Blumenkunst.
Die Bewegungsabläufe sollen einfach „schön“ oder „spektakulär“ aussehen.
Die Anwendbarkeit liegt nicht im Vordergrund und oft sind akrobatisch-eindrucksvolle Bewegungen nur aneinandergereiht. In einem Kampf, in dem der Gegner auf Angriffe und Blöcke reagiert würden diese Kombinationen also in der Regel keinen Sinn ergeben.
Hier stehen Schiedsrichter bei traditionellen Turnieren oft vor der schwierigen Aufgabe, sich nicht blenden zu lassen und sich auf den technischen bzw. anwendbaren Inhalt zu konzentrieren. Zuschauer, die Gong Fu nur aus Filmen kennen, sind oft mit den Wertungen nicht einverstanden, da sie meist das Akrobatische als spektakulärer ansehen.
In der traditionellen Kriegskunst stand ursprünglich rein der Sieg im Vordergrund. Im Buch der Kriegskunst von Sun Tzi werden diverse Vorgehensweisen zum Sieg beschrieben, die sich nicht an irgendwelche Regeln oder gar moralische Grundsätze halten.
In der traditionellen Kampfkunst geht es neben dem Verständnis und der Anwendung zur Selbstverteidigung heute auch um den Erhalt dieser Techniken und der ursprünglichen Methode dieses Stils. Der Umgang mit traditionellen Waffen im Kampf gegen andere traditionelle Waffen wird geübt, obwohl diese nicht mehr im Alltag vorhanden sind und so auch nie aufeinander treffen würden.
Dennoch ist dieses Training und dessen Gewinn für die moderne Selbstverteidigung nicht zu unterschätzen. Neben einer weiteren Trainingsvariante, bei der die Waffe immer als Verlängerung des Armes angesehen werden kann und die Möglichkeiten verschiedener Waffen auch immer neue Prinzipien bergen, gibt es zu den meisten traditionellen Waffen ein modernes Pendant:
Schwert – Regenschirm
Hellebarde – Schaufel/Spaten
Säbel – Baseballkeule/Knüppel
usw.